Die Tiefenpsychologie zählt – neben der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und neuerdings auch der systemischen Therapie – zu den so genannten Richtlinienverfahren, deren Kosten durch Krankenkassen (nach Beantragung) erstattet werden. Inhaltlich leitet sich die Tiefenpsychologie aus der von Freud entwickelten Psychoanalyse ab, unterscheidet sich jedoch in der Behandlungstechnik (im Sitzen anstatt im Liegen) und bezüglich des Therapiefokus. Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass dem aktuellen Verhalten und Befinden zumindest zu einem Teil unbewusste seelische Vorgänge „in der Tiefe“ zugrunde liegen. Dies können grundsätzliche Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit sein (z.B. mit den Eltern), innere Ambivalenzen (sog. Konflikte), nicht bewusste Ängste und seelische Verletztheiten etc.. Aktuelle seelische und körperliche Beschwerden oder Verhaltensweisen können so verstanden werden, dass die Seele „aus der Not heraus“ versucht, Probleme und Herausforderungen mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen.
Daher können innere seelische Prozesse widersprüchliches Verhalten (Wechsel aus Nähe und Distanz zum Partner), soziale Probleme in engen Beziehungen, scheinbar unerklärliche Gefühle in bestimmten Situationen (Widerwillen, Traurigkeit, Panikattacken, Wutanfälle), körperliche Anspannungszustände und Störungen des sog. Vegetativums (z.B. Herzklopfen und Schwitzen), Verharren in offensichtlich schädlichen Situationen oder tiefe Erschöpfung hervorrufen. Inhaltlich geht es beim tiefenpsychologischen Arbeiten u.a. darum, die genaueren Gründe für seine aktuelle Erkrankung oder die vordergründigen Beschwerden zu verstehen und dabei u.a. auch die Umstände des Aufwachsens in der Ursprungsfamilie zu beleuchten, das Verhältnis (sog. Bindung) zu den früheren engsten Bezugspersonen (Geschwister, Eltern, Großeltern) und als einschneidend empfundene Lebensereignisse (z.B. Verlust eines Elternteils, Traumatisierungen). Außer der Arbeit an der Biographie geht es insbesondere auch um eine Art Innenschau, d.h. um das tiefer gehende Verstehen und Differenzieren eigener Gefühle und Körperempfindungen oder auch sich wiederholender Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Bereich. Üblicherweise werden dabei auch – nicht unbedingt bewusste oder klar ausformulierte – Erwartungen, Befürchtungen und Wünsche in der Einzeltherapie spürbar, was dann mithilfe des Therapeuten genauer geklärt und besprochen werden kann.